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Weihnachten unter Wölfen

Donnerstag, 24. Dezember 2015



Das Weihnachtsfest ist ein unbegreiflich großes Fest für mich. Es ist mehr als die schönen Lichter, die im Dunkeln ganze Städte und kleine Dörfer erstrahlen lassen. Es ist mehr, als das Zusammenkommen der Familie von nah und fern. Es ist mehr, als die liebevoll zusammengestellten Geschenke unter einem festlich geschmückten Baum. Es ist mehr, als Weihnachstplätzchen und Weihachtsmusik. Es ist mehr, als ein Krippenspiel, mehr als strahlende Kinderaugen. Weihnachten ist so viel mehr. Weihnachten ist so viel größer. 

Weihnachten ist Liebe. Liebe, die Naturgesetze bricht. Liebe, die zwei Welten zusammenbringt. 
Himmel und Erde treffen an Weihnachten aufeinander. 

Weihnachten ist göttlich.
An Weihnachten machte Gott uns Menschen das größte Geschenk, in dem er in Jesus Christus selbst Mensch wurde. Jesus ist der Grund für Weihnachten. Ohne ihn ist es nur ein Winterfest, ein leeres Echo, ein sprühender Funke, der bald wieder erlischt.

Ich wünsche dir ein Weihnachtsfest, an dem du zurück zu den Wurzeln von Weihnachten kehren kannst.
Ich wünsche dir ein Weihnachtsfest, das mehr als Krippenspiel, Geschenke und Lichterketten am Weihnachtsbaum bedeutet.
Ich wünsche dir ein echtes Weihnachtsfest. Voller Liebe. Voller Freude. Voller Wunder.

Und hier habe ich noch eine wahre, kurze Geschichte für dich, die ich sehr mag.


"Als ich 19 Jahre alt und gerade mit der Schule fertig war, bereitete ich mich auf eine Reise ins Yukon-Territorium vor, ein Gebiet im äußersten Nordwesten Kanadas, etwa 800 Kilometer nördlich von Dawson. Ich bepackte einen Hundeschlitten, der mich diese weite Strecke tragen sollte. Es war das erste Weihanchten, das ich allein verbringen würde - und obendrein die gefährlichste Reise, mitten im tiefsten Winter. 
Mein Ziel war es, eine Felsformation kartografisch zu erfassen, die bislang nur zum Teil auf einer groben, zwei Jahre alten Karte verzeichnet war. Die Markierungen auf dem Plan waren verlässlich, aber von den Gefahren, die auf dem Weg lauerten, ließen sie nichts erahnen.
Der Pfad führte über Schnee und Eis, über gefrorene Flüsse und Seen, an steilen Bergrücken und Felshügeln entlang. Ich wusste, dass ich mit Schneestürmen, mit hungrigem Wild und - falls es irgendwie zu Verzögerungen kommen sollte - auch mit knappen Lebensmitteln rechnen musste.
Nie ging ich auf eine derartige Reise, ohne vorher persönlich mit Gott zu sprechen, ihm meine Aufgabe zu beschreiben und um seinen göttlichen Schutz für mich und meine Hund zu bitten. Ich glaube, dass er mir hilft, egal, ob ich unterwegs bin oder in der Kirche, wenn ich meinen Weg ehrlich und aufrichtig in seine Hände lege.
Am 24. Dezember 1908 hatte ich mein Lager an einem einsamen, mondbeleuchteten Ort aufgeschlagen. 
Etwa 400 Kilometer von Dawson entfernt, gab es hier nichts außer den fernen, schneebedeckten Bergen und meinen Hunden.
Das Wetter hatte bisher mitgespielt und ich war gut vorangekommen, was mich mit tiefer Dankbarkeit erfüllte. Während ich mein Heiligabend-Mahl, Tee und Schninken, über dem Lagerfeuer zubereitete, dachte ich an meine Familie, die sich in diesem Moment Tausende Kilometer entfernt um den Kamin und den Baum mit den Geschenken versammeln würde.
Ich konnte vor dem innernen Auge ihre Gesichter sehen und manche ihrer Gesprächsthemen erraten. Meine Mutter dachte in diesem Moment sicher genauso an mich wie ich an sie und den Rest der Familie. Es schien, als hörte ich ihre Gebete. Ich richtetete mich auf und sagte: "Gott, du bist so gut zu mir und den Hunden. Ich weiß, dass du Mutter in ihren Gedanken tröstest und sie wissen lässt, dass es mir gut geht und dass ich nicht einsam bin oder friere, auch wenn ich weit weg bin."
Ein entferntes Sausen unterbrach mein Gebet. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich das Sausen in scharfe, knallende Geräusche. Ich blickte mich schnell um, während die Geräusche lauter wurden. Dann sah ich die Ursache des Knallens: die Nordlichter, Lichtstreifen in den verschiedensten Farben schossen himmelwärts und erleuchteten den Himmel im Norden. Die Pracht raubte mir den Atem. In ihrem vollen Glanz erstrahlte vor mir die Aurora Borealis, das Nordlicht.
Es war unglaublich: Ich befand mich hier auf einem vorreservierten Platz für eine Privat-Vorführung  des wundervollsten Weihnachtsspiels, das man sich je erhoffen konnte. Die Farben des Regenbogens spiegelten sich auf den verschneiten Bergen und flackerten über die glatte, schneebedeckte Oberfläche wie ein prunkvoll leuchtender orientalischer Teppich. 
In diesem Moment begannen die Hunde zu knurren. Sie vertsteiften sich und standen so still wie eiserne Statuen. Meine Augen suchten den Horizont ab. Dort, aus der Ferne, kam ein Rudel Wölfe auf uns zu. Die ganze Schönheit erschien mir durch die drohende Gefahr wie weggeblasen. Wir mussten  schnleunigst unsere Haut retten.
Der Wind kam aus der Richtung der Wölfe, sodass sie uns noch nicht riechen konnten, und ich hoffte, dass die strahlenden Lichter sie ablenken würden. Doch für wie lange?
Zu meiner Bestürzung ließen sich die Wölfe etwa 90 Meter von uns entfernt im Kreis nieder. Ich zählte 14 Wölfe. Dann nahm der Leitwofl im Zentrum des Kreises Platz und begann den Mond anzuheulen. Bald schon ertönte ein Chor von 14 disharmonisch singenden Stimmen.
Das Heulen hielt etwa eine Stunde an, in der meine Anspannung stieg. Als danach das Nordlicht in Richtung Norden versank, hörte der Rudelführer abrupt mit seinem Geheul auf und machte kehrt in die Richtung aus der er gekommen war. Die anderen folgten ihm.
Ich war so erleichtert, durcheinander und so voller Ehrfurcht, das sich kaum glauben konnte , was ich gesehen hatte. Hatten die Wölfe meinetwegen eine Art Gottesdienst abgehalten?

Seitdem erinnern mich die weihnachtlichen Kirchenglocken jedes Mal neu: an das eindrucksvollste Weihnachtswunder meines Lebens."

John H. Blue, Dezember 1908*


Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest.

Katja


*Aus: Die Nacht, in der die Himmelstür offen stand. Von Patricia A. Pingry